Megacitys – weg von einem beengten Leben in Betonwüsten?
Im Jahr 2050 werden laut den Vereinten Nationen zwei Drittel aller Menschen in Städten leben. Das Resultat: Megacitys – also Städte mit mehr als 10 Millionen Einwohnern. Heute gibt es bereits mehr als zwanzig solcher Städte weltweit, wobei die meisten davon in Entwicklungsländern liegen. Mexiko-Stadt, Lima oder São Paulo sind nur ein paar Beispiele. Vor allem Dürren und Hungerkatastrophen zwingen die Menschen in Entwicklungsländern, das Leben auf dem Land aufzugeben und in der Hoffnung auf eine höhere Lebensqualität in die Stadt zu ziehen. Auch die bessere Aussicht auf Arbeit und höhere Bildungschancen sorgen vielerorts für eine Migration in städtische Gegenden. Doch wie sieht das Leben der Menschen dort aus? Welche Entwicklungen durchleben Megastädte aufgrund der voranschreitenden Verstädterung? Und wie wird sich das urbane Leben in Zukunft verändern?
Megastädte weisen viele verschiedene Probleme auf, die durch eine Bandbreite von wissenschaftlichen Disziplinen, wie dem Städtebau oder der Soziologie, bearbeitet werden. Städtebauer beschäftigen sich vor allem mit Planung und Ausbau der Infrastruktur wie der Energieversorgung, Müllentsorgung und Verkehrsinfrastruktur. Lösungsansätze variieren hier von Stadt zu Stadt, da sie von vielen geografischen aber auch wirtschaftlichen Faktoren abhängen. Trotzdem ähneln sich die Städte dahingehend, dass Stadtverwaltungen oft mit dem raschen Wachstum überfordert sind und kaum mit dem Ausbau der Infrastruktur hinterherkommen. Aus rein städtebaulicher Sicht wäre es daher sinnvoll, eine gesamte Stadt schon bei der Planung auf die Anzahl der Bewohner auszulegen. Aufgrund des organischen Wachstums von Städten sind aber häufig lediglich die Verbesserung und der Ausbau bestehender Strukturen möglich.
Soziologen untersuchen vor allem die Auswirkungen der Stadt auf gesellschaftliche Strömungen oder aber das Leben des Einzelnen. Ein Thema ist die Isolation im urbanen Umfeld. Belastbare soziale Bindungen, die in Kleinstädten historisch gewachsen sind oder durch Kirche und Familie bestehen, fehlen in vielen Städten und das Thema „Alleinsein“ bewegt viele Menschen. Die Rate der Single-Haushalte liegt in vielen Großstädten bei 50 Prozent und höher. Das stellt wiederum die Städtebauer vor eine große Herausforderung – es wird viel Platz für vergleichsweise wenige Menschen benötigt.
Wenn die Stadt zu groß wird – Welche Auswege findet die Stadtplanung?
Das Problem des Platzmangels kennt China sehr gut. Denn dort gibt es bereits mehr als zehn Megastädte, die aus allen Nähten platzen. Aber was kann man dagegen tun? Die chinesische Hauptstadt Peking fasst weit mehr als 21 Millionen Bewohner. Fünf Millionen Autos befahren täglich die Straßen, sodass Smog das Leben dort kaum mehr erträglich macht. Die Stadt stößt an ihre Grenzen. Deshalb wurde ein riesiges Stadtprojekt durch die Regierung umgesetzt: Für die Privatperson unwichtigere Einrichtungen wie Großmärkte und Fabriken werden aus dem Stadtinneren an den Stadtrand verlagert. Ziel ist es, dass Peking mit seinem Umland verschmilzt und zu einer Metropolregion wird. Dazu wurde auch die Verkehrsinfrastruktur ausgebaut.
Doch nicht nur die „Sanierung“ von Stadtstrukturen, sondern auch die Gründung ganzer neuer Städte ist ein Lösungsweg. Shanghai, im Osten Chinas, wächst stetig. Um diesem Wachstum nachzukommen, wird in 60 Kilometern Entfernung eine neue, sogenannte Satellitenstadt gebaut. „Lingang New City“ entstand durch Aufschüttung des Ostchinesischen Meeres. Bis 2020 soll die Planstadt fertig gestellt werden und bietet dann Wohnraum für 800.000 Menschen. Trotz ihrer Größe müssen solche Städte jedoch nicht unbedingt einer Betonwüste gleichen.
Megastädte – mehr als nur Hochhäuser und eintönige Betonfassanden
Wenn man sich solch eine Großstadt vorstellt, kommen einem meist Bilder in den Sinn, in denen sich die Hochhäuser dicht an dicht reihen und von Grünflächen jede Spur fehlt. Doch das muss nicht immer so sein. Auch in diesem Fall hat sich ein asiatisches Land eine Lösung des Problems überlegt: Singapur möchte die grünste Stadt der Welt werden und plant nun die vertikale Begrünung von Hochhäusern. Dazu werden Pflanzenwände mit automatischer Wasser- und Düngerzufuhr an Häuserfassaden angebracht. Eine Genehmigung für neue Bauwerke wird zudem nur erteilt, wenn diese energiesparend, nachhaltig und vor allem unter „grünen“ Aspekten geplant werden.
Freiflächen können allerdings nicht nur als Grün- und Freizeitflächen verwendet werden. Auch Nutzflächen können innerstädtisch entstehen, wie das Konzept des Berliner Startup „TopFarmers“ zeigt. Die Gründer versuchen, eine ressourcenschonende und ökologische Produktion von Lebensmitteln in der Stadt durchzusetzen: Sie nutzen die Nährstoffe aus dem gefilterten Wasser ihrer Fischbecken, um die Pflanzen im Gewächshaus zu düngen. So können in einem geschlossenen Kreislauf verschiedenste Arten von Obst und Gemüse in der Stadt angebaut werden.
Eine ähnliche Idee verfolgt die Roof-Water-Farm, ein Forschungsprojekt der TU Berlin: In Gewächshäusern auf städtischen Flachdächern sollen Obst und Gemüse angebaut und Städte durch dieses „urban farming“ autarker werden.
Allerdings kann so bisher noch keine ganze Stadt ernährt werden. Studien des Forschungsprojekts der TU Berlin ergaben, dass nur zwölf Prozent der Dächer Berlins für eine Roof-Water-Farm geeignet sind. Es bleibt deshalb nicht aus, im engen Austausch mit dem städtischen Umland zu stehen und von dort Lebensmittel zu beziehen. Ein Ansatz, den auch Städteplaner berücksichtigen.
Mehr über das Thema „Megastädte“ erfahrt ihr in folgender Planet Wissen Sendung.
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