Volle Kraft voraus – Mit dem eigenen Haus in See stechen
Der Wohnraum wird knapp! Das zeigt eine Studie des Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos AG. Demnach lag die Zahl der fertiggestellten Wohnungen in Deutschland im Jahr 2016 mit 278.000 Wohnungen (inklusive Baumaßnahmen) deutlich unter dem erforderlichen Bedarf von 400.000 Wohnungen1. Kreative Köpfe aus der Baubranche müssen daher neue Innovationskonzepte liefern. Mit der Entwicklung der Floating Homes gehen sie dieser Anforderung nach. Die schwimmenden Häuser bieten einen Ausweg aus der Enge.
Die Niederlande als Vorreiter der innovativen Bautechnik
Hausboote geben in den niederländischen Städten schon lange kein unbekanntes Bild mehr ab. Vor allem das von kleinen Wasserkanälen durchzogene Amsterdam lockt die Menschen mitsamt ihren Häusern aufs Wasser. Eine Weiterentwicklung dieser modernen Siedlungsform stellen die sogenannten „Floating Homes“ dar, die sich abgesehen vom Standort kaum von den Bauten an Land unterscheiden. Im Gegensatz zum Hausboot gleichen sie nämlich der Grundkonstruktion herkömmlicher Häuser. Schon ganze Siedlungen von schwimmenden Häusern sind in den Niederlanden entstanden. Klar, dass diese innovative Bautechnik weltweit für Aufsehen sorgt. Wenn der Platz in den Großstädten immer knapper und das Bedürfnis nach alternativem Wohnraum immer größer wird, ist jedes neue Konzept eine Überlegung wert. Das Wasser kann diesen Wohnraum liefern! Und das geniale daran? Die Siedlungen können Hochwasser überstehen.
Zauberei oder Wissenschaft – Häusern das Schwimmen lehren
Nicht jedes Haus ist schwimmtauglich, so viel ist klar. Also was braucht ein Floating Home, um sich über Wasser zu halten? Entscheidend ist vor allem der Schwimmkörper, der das Haus trägt. Eine Möglichkeit hierbei ist der Bau einer wasserdichten und hohlen Betonwanne. Ein entsprechender Schwimmkörper ist in der Lage, zwei Geschosse, die in Leichtbauweise errichtet wurden, zu tragen. Bleibt noch zu klären, was geschieht, wenn sich der Wasserspiegel aufgrund äußerer Einflüsse verändert. Ruht das Haus bei Niedrigwasser noch auf dem Fundament, so gleitet das Haus bei steigendem Meeresspiegel an zwei Stahlpfeilern nach oben.
Ein hohler Betonkörper ist allerdings nicht die einzige Möglichkeit, ein Haus schwimmfähig zu machen. Der Baustoff Styropor bietet sich ebenso als Fundament an. Indem mehrere Lagen des leichten Baustoffs übereinandergeschichtet werden und die Hohlräume im Anschluss mit Spezialbeton ausgegossen werden, ist das Gebilde ausreichend stabil und gleichzeitig immer noch leicht genug, um auf dem Wasser zu schwimmen.
Wie zukunftsträchtig ist das Modell der Floating Homes?
Für die einen ist das Leben auf dem Wasser ein Abenteuer, für andere wiederum nur eine neue Art Prestige zu vermitteln. Schaut man auf den Preis, lässt sich jedoch feststellen, dass sich die schwimmenden Häuser je nach Lage, Größe und Ausstattung ihren „Verwandten“ an Land anpassen. Das Fazit in Sachen Prestige also: Die Kosten für ein schwimmendes Haus unterscheiden sich nicht wesentlich von herkömmlichen Häusern auf dem Land. Was die Floating Homes dem Klassiker an Land allerdings voraushaben ist die Tatsache, dass sie schwimmen können. Dieser Umstand macht ihre Architektur besonders vor dem Hintergrund des Klimawandels und des steigenden Meeresspiegels zu einem spannenden Zukunftsmodell.
Der Preis ist im Normalbereich und das Baukonzept kann sogar dem Klimawandel trotzen, was also hält den Einzelnen zurück? Man würde meinen, der Platz auf dem Wasser sei nahezu unbegrenzt, dem ist allerdings nicht so. Denn schließlich benötigen die schwimmenden Häuser einen leichten Zugang zum Land und der ist rar. Uferzonen und Naherholungsgebiete sind nämlich für jede Stadt ein wichtiges Gut, das ungern angetastet wird. Das gesamte Platzproblem können Floating Homes folglich in naher Zukunft nicht lösen.
Eine weitere Lösung für den zunehmenden Platzmangel in den Städten liefert das Konzept der Smart Citys. Wenn ihr mehr über diesen Ansatz erfahren wollt, dann findet ihr in diesem Beitrag näheres dazu.
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[1]https://www.prognos.com/uploads/tx_atwpubdb/Prognos_Studie_Wohnungsbautag_2017.pdf
Nina Weinmann
Nina Weinmann studiert Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim und liebt es gute Geschichten zu konzipieren und zu erzählen.